Die Telematikinfrastruktur – kurz TI – ist die Antwort des deutschen Gesundheitswesens auf die Digitalisierung unserer Gesellschaft. Mit der TI 1.0 wurde erstmals ein besonders geschütztes Netzwerk geschaffen, das eine schnelle und sichere Kommunikation zwischen Ärzten, Apotheken, Krankenhäusern und Therapeuten ermöglicht. Diese Infrastruktur wird von der gematik stetig weiterentwickelt.
TI 1.0 – der technische Status Quo
Die Telematikinfrastruktur nutzt die Übertragungswege des Internets, wendet aber eigene Standards und Verschlüsselungen an. Zentrales Element ist der Konnektor – vergleichbar mit einem speziellen Router -, der bei jedem TI-Nutzer installiert ist. Der Konnektor nimmt eine SMB-C Karte auf, auch Praxis- oder Institutionsausweis genannt, wodurch die jeweilige Einrichtung Zugangsbefugnis für die TI erhält. Über ein Kartenlesegerät muss sich zudem jeder Nutzer individuell mit seinem elektronischen Heilberufsausweis (eHBA) identifizieren.
TI 2.0 – der nächste Technologiesprung
Mit der sogenannten „TI 2.0“ soll das Netzwerk des Gesundheitswesens bis Ende 2025 noch nutzerfreundlicher, robuster, sicherer, mobiler und wirtschaftlicher werden und neue digitale Anwendungen ermöglichen.
Für Praxen bedeutet dies beispielsweise, dass sie für den Anschluss an die TI keine eigenen Hardware-Komponenten mehr benötigen werden. Die Verantwortung für den technischen Betrieb soll als Service-Leistung an zertifizierte Anbieter ausgelagert werden und der Zugang zur TI wird auch über Handy oder Laptop möglich sein. Versicherte werden keine Gesundheitskarte mehr benötigen und die elektronische Patientenakte (ePA) wird Standard, mit neuen Therapie- und Kommunikationsmöglichkeiten wie der Video-Sprechstunde. Patientendaten können – anonymisiert – der Industrie als bedeutende Informationsquelle für die Entwicklung neuer Heilmittel zur Verfügung gestellt werden.
TI-Gateway – das Herzstück der TI 2.0
Die entscheidende technologische Transformation hin zu TI 2.0 ist der Wegfall der lokalen Konnektoren in den Praxen. Sie werden durch in Rechenzentren installierte und gewartete High-Speed-Konnektoren (HSK) mit einer enormen Übertragungskapazität ersetzt. Der Zugang zur TI wird damit künftig von den Praxen als Dienstleistung bei spezialisierten Anbietern eingekauft – vergleichbar mit TI as a Service (TIaaS), allerdings dürfen nur von der gematik lizensierte Anbieter ihren Service unter dem Namen „TI-Gateway“ anbieten.
Die Verbindung zum HSK im zertifizierten Rechenzentrum erfolgt über ein, meist softwarebasiertes, Virtuelles Privates Netzwerk (VPN) und einen Router – vorerst identifizieren sich die Teilnehmer nach wie vor per eHBA und SMB-C-Karte über ein Kartenlesegerät. Im Falle eines mobilen Zugangs über Smartphone und App werden diese physischen Karten durch eine digitale Identität (digitale ID) ersetzt. Auch Patienten, die per App ihre ePA einsehen möchten, erhalten eine digitale ID – ihre elektronische Gesundheitskarte wird dann auch bei Arztbesuchen nicht mehr notwendig sein.
Weiterentwicklung der Sicherheitsstandards
Diese Umstellungsphase von TI 1.0 zu TI 2.0 erfordert auch höhere Sicherheitsstandards, gleichzeitig sollen die Zugangshürden zur TI gesenkt werden. Geplant ist, dass nach dem Erhalt der digitalen ID über die Krankenkasse oder die Ärzte- bwz. Apothekerkammer die TI-Einwahl mit bewährten Verfahren erfolgt, die Nutzern von anderen digitalen Anwendungen ihres Alltags vertraut sind. Strategien wie die Zwei-Faktor-Authentifizierung und die Zero Trust Architektur sichern die TI 2.0 zusätzlich vor Missbrauch ab.
(Stand: Dezember 2024)
Quellen und vertiefende Informationen
gematik Infoseite zur TI-Anbindung
gematik Infoseite zur TI 2.0